16 Juli 2014

Das Erleben von Bauten kann wie ein Morgen am Fluss sein, wo du ganz alleine im Wasser stehst: Nebst dem konstanten Rauschen ist alles still. Der Nebel schmiegt sich am Wasser und legt sich scheinbar unberührt wie ein Teppich auf das darunter immer fortlaufende Wasser.

Als ich nach Røldal fuhr, lag vor mir eine sechsstündige Fahrt. Ich hatte mir vorgenommen die Reise hin und zurück in einem Tag zu schaffen. In meinem Kopf hatten sich bereits Gedanken zum Entwurf bequem niedergelassen. Unterwegs wurde ich von einer Stimme aus dem Radio aufgefordert fünf Schweige-Minuten zum Gedenken der Toten aus Utøya einzulegen. Was ich auch tat. Alle Autos auf dem Autobahn kamen zum Stillstand. Doch nicht wie in einem Stau: Jedes Auto stand einzeln für sich alleine.

Meine erste Meerforelle habe ich vor dem Bootshaus gefangen. Es war windstill und Vollmond. Das Haus glänzte, das Meer war spiegelglatt. Nur das Pulsieren der Flamme aus der Raffinerie von Slagentangen 10 km weiter weg, legte sich über das Wasser und liess die Luft vibrieren.

Während meiner Arbeit am Hudson River Projekt suchte ich nach einer Operation, um das Gebiet zu aktivieren. Dieser Vorgang sollte universell und nicht mittels spezifischer Form und Funktion zu erreichen sein. Als Metapher diente mir das Bild eines Sandstrands. Hier ist der Sand das gesuchte Instrument, welches die Menschen auf verschiedenste Weise aktiviert. Die Aufgabe lautete ein Stück Stadt-Fragment in die Landschaft zu implementieren. Meine Interpretation dieser Aufgabe lag darin, die erlebte Transition, die innerhalb einer Stadt auf unterschiedlichste Weise erlebt werden kann, auf diesem Gebiet umzusetzen. Es ist gerade in diesem erlebten Übergang, wo einem die eigene Umgebung bewusst wird. Als die Arbeit fortschritt, verstand ich, dass die gesuchte Operation nicht durch die Bauten und auch nicht durch die Landschaft alleine zu finden sei, sondern in der Lücke dazwischen. In dem ich die Landschaft weitgehend unberührt liess und einzelne archaische Bauten setzte, schien die Kluft zwischen beiden zu wachsen. Dieser Spannungsbogen sollte den Besucher in der Schwebe halten.

Architektur ist eine mentale Struktur, ein erlebtes Gefühl, gebunden am Ort. Sie benötigt eine Sprache, um sich ausdrücken zu können. Die Suche nach dem Wesen, dieses Gefühl zu materialisieren, ist es, was ein Dasein als Architekt spannend macht. Poesie wird sie erst, wenn jeder einzelne Nutzer, das Erlebte für sich verinnerlichen kann. Sollte die Architektur diese Funktion verfehlen, produziert sie Nutzobjekte, Bauten.